Pflegedienstleiterin Hildegard Reuter übergibt StaffelstabWandel im Clementine Kinderhospital
Fast 50 Jahre bei einem Arbeitgeber. Darauf können heute wahrlich wenige Arbeitnehmer zurückblicken. Hildegard Reuter, Pflegedienstleiterin am Clementine Kinderhospital, gehört zu diesen wenigen. Ende Juli geht sie in den Ruhestand und übergibt den Staffelstab an Martina Schlögl, die bisher Stationsleiterin der Klinik für Neonatologie und der Klinik für Neugeborenen-, Kinderchirurgie und -urologie des Bürgerhospitals war. Marion Weber warf im gemeinsamen Interview mit beiden einen Blick auf ein vielfältiges und ereignisreiches Arbeitsleben und wagte einen Blick in die Zukunft. Marion Weber
Frau Reuter, Sie sind seit 1969 am Clementine Kinderhospital und waren seitdem ununterbrochen dort beschäftigt.
Haben Sie Ihre Ausbildung auch dort gemacht?
Reuter: Ich habe mich im Oktober 1969 als sogenannte Vorschülerin am Clementine Hospital auf meine Ausbildung als Kinderkrankenschwester vorbereitet, da ich noch
sehr jung war. Am 1. April 1970 begann dann die „richtige“ Lehrzeit, die drei Jahre dauerte und die ich im März 1973 mit dem Examen abschloss. Schon damals gab es
Kooperationspartner in der Ausbildung, und damals - wie heute wieder - war es das Rotkreuz-Krankenhaus in Frankfurt. Auch im Bürgerhospital habe ich einen Teil meiner
Ausbildung absolviert. 1972 hatte ich dort Einsätze auf der Säuglingsstation und sogar im OP.
Reuter: Sozusagen „aus den Umständen“ heraus. Nach Abschluss meiner Ausbildung war ich zunächst als Kinderkrankenschwester und Mentorin auf der allgemeinpädiatrischen Station für Klein- und Schulkinder tätig. Diese Arbeit, sowohl die pflegerische Versorgung der kleinen Patienten als auch das Anleiten der Schülerinnen, hat mir besonders viel Freude gemacht. Nicht allzu lange danach wurde ich die „Zweitschwester“ auf der Station, kurz darauf Stationsleitung. Andere Aufgaben kamen hinzu. Es war zwar ein verändertes Aufgabengebiet, aber nicht weniger interessant als die Arbeit zuvor. Die Pflegedienstleitung unseres Hauses kam schließlich auf mich zu und fragte, ob ich bereit wäre, das Amt der stellvertretenden Pflegedienstleitung zu übernehmen. 1985 verließ die Pflegedienstleitung unser Haus, der Vorstand sprach mir sein Vertrauen aus und bat mich, die Leitung der Pflege fortzuführen.
Frau Schlögl, wie gestalteten sich Ihre Ausbildung
und Ihr beruflicher Werdegang?
Schlögl: Meine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester in der Frankfurter Universitätsklinik begann am 1. Oktober 1981, am 15. September 1984 war mein Examen. Bis
zum 31. März 2001 blieb ich in der Uni, auf der Pädiatrischen Intensivstation. Es ging mir ähnlich wie Frau Reuter – erst war ich Mentorin, dann stellvertretende Leiterin.
Bereits während meiner entsprechenden Weiterbildung übernahm ich 1997 die Stationsleitung. Eine neue Herausforderung ergab sich, als am Bürgerhospital die Klinik
für Neonatologie neu etabliert wurde. Zum 1. April 2001 wechselte ich dorthin und hatte das Glück, diese Station als Stationsleiterin von Anfang an mit aufbauen zu können. Seit sich die Neonatologie in Station A1a und Station A1b vergrößert hat, leite ich diese Bereiche, zudem auch die Station A2 der Klinik für Neugeborenen-, Kinderchirurgie und –urologie, die A1a mit Gabriele Seelemann und die A2 gemeinsam mit Karin Fleckenstein als Leitungsteam.

Schlögl: Geboren bin ich in Gießen, aufgewachsen in Bad Homburg. Noch heute wohne ich in einem Bad Homburger Stadtteil.
Wie ist es zu Ihrem Berufswunsch gekommen?
Schlögl: Ich wollte bereits als kleines Mädchen Kinderkrankenschwester werden. Auch meine Mutter war Krankenschwester.
Frau Reuter, warum haben Sie sich entschieden, Kinderkrankenschwester zu werden?
Reuter: Ich bin in Mainhausen im Kreis Offenbach geboren. Damals war es noch nicht üblich, dass junge Frauen „in die Stadt“ gehen,
um eine Ausbildung zu machen. Schon immer konnte ich gut mit Kindern umgehen, das merkten auch meine Eltern, Freunde und Lehrer. Meine Eltern unterstützten
meinen Wunsch nach dieser Ausbildung – und bis heute habe ich die Wahl nicht bereut.
Warum fiel Ihre Wahl damals auf das Clementine Kinderhospital?
Reuter: Schon damals hatte ich eine Empfehlung auf dieses Haus bekommen. Bei meiner ersten persönlichen Vorstellung fühlte ich mich sofort wohl und gut aufgehoben. Das Haus stellte sich als überschaubar und mit einer familiären Atmosphäre dar.
Sie arbeiten schon seit vielen Jahren am Clementine Kinderhospital. Was macht dieses Haus so besonders, dass sie ihm stets treu geblieben sind?
Reuter: Die Patientennähe ist immer erhalten geblieben! Der Kontakt, der Austausch mit Eltern, Patienten und Mitarbeitern war immer gut und ist es auch weiterhin. Ich
konnte in meine Rolle hineinwachsen und habe viel Positives erlebt. Dieses gute Miteinander zieht sich durch alle Ebenen.
Was sind ihre Aufgaben als Pflegedienstleiterin am Clementine Kinderhospital?
Reuter: Sehr wichtig ist für mich die Mitarbeiterführung. Für’s Haus zu begeistern, auch wenn die Stellenbesetzung mal etwas hakt, Motivation geben. Den Zusammenhalt
mit allen Berufsgruppen fördern, enge Zusammenarbeit mit der Krankenhaus-Schule, mit den Therapeuten. Neben den administrativen Tätigkeiten den Blick für
alles und ein offenes Ohr für alle Fragen haben. Prozesse auf den richtigen Weg bringen. Zudem kümmere ich mich auch um die Ausbildung. Das hohe Niveau soll
erhalten bleiben.
Gibt es Ereignisse/Veränderungen, an die Sie sich besonders erinnern?
Reuter: Seit Mitte der achtziger Jahre Baumaßnahmen, viele, fast ständig! Ich war immer erstaunt, was sich auf unserem Gelände noch für Möglichkeiten auftaten. Natürlich ist auch zu erwähnen der Wandel im Gesundheitswesen, seit vielen Jahren die enge Kooperation mit der Kinderchirurgie und der Neonatologie am Bürgerhospital bis hin zur
Fusion – das war der richtige Schritt! Ich habe persönlich davon profitiert, dass ich mich mit der Pflegedienstleitung des Bürgerhospitals austauschen kann und nicht mehr „Einzelkämpfer“ bin bzw. war.
Frau Reuter, es heißt nach 47 Jahren Clementine Kinderhospital nun bald Abschied nehmen. Was werden Sie am meisten vermissen?
Reuter (Ein kleiner Seufzer und ein kurzes Überlegen.): Vermissen werde ich die Begrüßung morgens im Haus mit allen, den Kontakt mit allen Mitarbeitern, das aktuelle
Tagesgeschäft. Egal was kam, man hat’s geschafft. Die Regelmäßigkeit wird mir fehlen…..
Gibt es etwas, dass Sie Ihrer Nachfolgerin Frau Schlögl mit auf den Weg geben möchten?
Reuter: Eins ist ganz wichtig: Nach vorne schauen, nicht zurück. Neues gerne annehmen, sich der Herausforderung stellen. Ich habe keine Sorge, liebe Frau Schlögl, wir
kennen uns lange und Sie sind die richtige Persönlichkeit dafür!
Schlögl: In vielen Dingen sind wir uns nicht unähnlich.
Frau Schlögl, ab dem 1.7. übernehmen Sie den Staffelstab von Frau Reuter. Mit welchen Vorstellungen und Wünschen gehen Sie in Ihre neue Aufgabe?
Schlögl (Kleine Pause, ein Lächeln): Ich wünsche mir und hoffe, dass ich mit offenen Armen empfangen werde. Ich weiß, dass ich auf die Begleitung unserer Pflegedirektorin Oberin Christine Schwarzbeck und der beiden Pflegedienstleiterinnen des Bürgerhospitals Myriam Dehne und Christine Grabhorn zählen kann. Ich gehe komplett
vom Patientenbett weg, werde nicht mehr pflegerisch tätig sein, dafür aber anders - und darauf freue ich mich. Die neue Herausforderung nehme ich gerne an. Mitarbeiterführung,
klar, aber was da im Einzelnen auf mich zukommt, kann ich noch nicht einschätzen und lasse mich überraschen.

Schlögl: Ich habe eine berufsbegleitende dreijährige Weiterbildung zur Pflegedienstleitung nach den Richtlinien der Deutschen Krankenhausgesellschaft in Heidelberg absolviert. Im Rahmen dieser Ausbildung habe ich verschiedene Praktika absolviert, auch im Clementine Kinderhospital.
Frau Schlögl, Sie waren lange Jahre Mitarbeiterin des Bürgerhospitals und haben dort auf der Frühchenstation bzw. in der Kinderchirurgie gearbeitet. Werden sie das Bürgerhospital vermissen?
Schlögl: Spontan sage ich: Nein! Das heißt, dass ich Bürgerhospital und Clementine Kinderhospital als ein Haus zähle, so habe ich es stets erlebt. Insofern verlasse ich das Bürgerhospital nicht. Aber: Ja, ich werde viele und vieles vermissen, meine Mitarbeiterteams und auch die Kolleginnen und Kollegen der anderen Kliniken. Im Rahmen meiner
Tätigkeit als Pflegedienstleitung werde ich am Wochenende auch im Rufdienst für beide Häuser eingeplant. Dies ist eine Gelegenheit, die Kolleginnen und Kollegen wiederzusehen.
Der Kontakt besteht also weiter.
Uhrtürmchen
Bereits seit vielen Jahren informieren wir in unserem Uhrtürmchen über Gesundheitsthemen und Neuigkeiten aus dem Bürgerhospital und dem Clementine Kinderhospital.
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