Über die Schulter geschautWas macht eine Anästhesietechnische Assistentin?

Ihr Einsatzort ist der OP. Ihre Mittel der Wahl sind Anästhetika, Überwachungsmonitore und ganz viel Empathie. Denn vor, während und nach einer Operation kümmern sich Anästhesietechnische Assistenten um die Patienten und unterstützen die Anästhesisten bei der Narkose. Nicole Dannewitz hat sich für eine Ausbildung zur Anästhesietechnischen Assistentin am Bürger­hospital entschieden. Kristin Brunner

„Feinfühliger Medizin- und Technikfreund (m/w/d) gesucht! “, so könnte eine zugegebenermaßen salopp formulierte Stellenanzeige für einen Anästhesietechnischen Assistenten lauten. Denn die im Krankenhausjargon – in dem nahezu alles abgekürzt wird – als ATA bezeichneten Mitarbeiter des OP-Teams kümmern sich nicht nur darum, dass die richtigen Anästhetika für den Anästhesisten, der die Anästhesie durchführt und verantwortet, bereitliegen und dass die zur Narkose benötigten Geräte funktionieren. Sie sind häufig auch Seelentröster für die Patienten, die kurz vor einer Operation stehen. „Viele unserer Patienten haben große Angst vor der Narkose. Unsere Aufgabe ist es dann, auf den einzelnen Menschen einzugehen, ihn in ein Gespräch zu verwickeln und ihm darin seine Angst zu nehmen“, erläutert Nicole Dannewitz, die sich in ihrem zweiten Ausbildungsjahr befindet.

Nicole Dannewitz bereitet die nächste Anästhesie vor.

Zum ersten Mal trifft sie einen Patienten normalerweise im Einleitungsraum, in dem der Anästhesist später die Narkose einleiten wird. Dort hat sie bereits alles Notwendige hergerichtet. Die technischen Geräte sind gereinigt und auf ihre Funktionalität hin geprüft, ebenso wie die durch den Anästhesisten vorgegebenen Medikamente vorbereitet sind. Diese unterscheiden sich je nach Anästhesieverfahren, Art der Operation und nach Patient. Denn nicht jeder Mensch verträgt jedes Anästhetikum. Sobald der Patient bei ihr im Vorbereitungsraum eintrifft, beginnt die angehende ATA, eine standardisierte OP-Checkliste abzuarbeiten. Diese hilft, die Patientensicherheit zu gewährleisten.

„Viele unserer Patienten haben große Angst vor der Narkose. Unsere Aufgabe ist es dann, auf den einzelnen Menschen einzugehen, ihn in ein Gespräch zu verwickeln und ihm darin seine Angst zu nehmen.“

So muss Nicole Dannewitz zu allererst den Patienten nach seinem Namen fragen, um noch einmal sicherzugehen, dass auch der richtige Patient vor ihr liegt. Eine Verwechslung kann hierdurch ausgeschlossen werden. Dann prüft sie unter anderem, ob der Patient gegen bestimmte Medikamente Allergien aufweist, seine Laborwerte und, ob er nüchtern – d.h. ohne zuvor etwas gegessen oder getrunken zu haben - ist. Danach beginnt sie, den Patienten mit den Monitoren zu verkabeln, mit denen während der Operation die Vitalfunktionen, also Herzschlag, Blutdruck und Sauerstoffsättigung im Blut, gemessen werden. Auch darf sie Venenzugänge legen.

Während der Ausbildung steht ihr stets ein Praxisanleiter oder ein erfahrener Kollege mit Rat und Tat zur Seite. „Das fand ich gleich richtig toll hier. Von meinem ersten Tag an haben mich die Kollegen, aber auch die Anästhesisten super aufgenommen. Jeder ist bereit, Tipps zu geben, so dass ich viel lernen kann“, beschreibt Nicole Dannewitz die Zusammenarbeit im Team. Ihre Ausbildungswahl bereut sie nicht. Wie es dazu kam? „Nach dem Abitur habe ich einfach recherchiert, was es so an Berufen gibt. Das Umfeld OP und Krankenhaus fand ich schon immer interessant. Als ich dann den ATA entdeckt habe, hat mich daran besonders gereizt, dass man eben sehr viel mit dem Patienten zu tun hat und Fingerspitzengefühl beweisen muss“, so Dannewitz. „Andererseits finde ich es auch ganz gut, dass man emotional nicht ganz so nah an den einzelnen Schicksalen dran ist, wie dies zum Beispiel bei den Pflegekräften auf den Stationen der Fall ist. Schließlich sieht man im Krankenhaus auch viel Leid. Das ist im OP schon so und wir sehen den Patienten ja nur für die Zeit der Operation.“

Erfahrene Kollegen und extra ausgebildete Praxisanleiterinnen unterstützen Nicole Dannewitz mit Rat und Tat.

„Als ich dann den ATA entdeckt habe, hat mich daran besonders gereizt, dass man eben sehr viel mit dem Patienten zu tun hat und Fingerspitzengefühl beweisen muss.“

Als Pflegekraft auf Station arbeiten kann Nicole Dannewitz nach ihrer Ausbildung nicht. Das unterscheidet sie zum Beispiel von ihren Kollegen, die zunächst die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger und dann eine zweijährige Fachweiterbildung Anästhesie- und Intensivpflege absolviert haben. „Welcher Weg für einen selbst am besten ist, muss wohl jeder selbst herausfinden“, so Dannewitz.

Ausgebildet wird in einem dualen Verfahren. Nicole Dannewitz und die anderen angehenden ATA lernen die Praxis am Bürger­hospital, die Theorie im Blockunterricht am Asklepiosausbildungszentrum in Wiesbaden.

Mittlerweile neigt sich der Arbeitstag von Nicole Dannewitz dem Ende zu. Die letzte Operation ist beendet. Der Anästhesist leitet die Operation aus. Nachdem der Patient wieder selbstständig atmet sowie auf Ansprache reagiert und der Anästhesist das OK gegeben hat, entfernt die Auszubildende die Monitorkabel. Die Sauerstoffsättigung wird auf dem Weg in den Aufwachraum allerdings noch überwacht. Im Aufwachraum überwacht eine Anästhesietechnische Assistentin oder eine Krankenschwester den Patienten, bis der Anästhesist die Erlaubnis für eine Verlegung auf die Station gibt.

Anästhesietechnische Assistenten arbeiten eng mit den Anästhesisten zusammen.

Wie nach jeder Operation bereitet Nicole Dannewitz nun die nächste Operation vor, bevor sie in den Feierabend geht. Sie reinigt und prüft die medizinischen Geräte, füllt die Sachmaterialien und Medikamente nach und stellt die Medikamente für den kommenden Tag bereit. Je nach OP-Plan assistiert Nicole Dannewitz bei durchschnittlich vier bis fünf Operationen am Tag. Manchmal auch nur bei zwei. Denn eines muss man als ATA auch besitzen: Durchhaltevermögen. Schließlich kann eine Operation auch einmal länger dauern.

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